Eigentlich wünscht man sich den Besuch eines neuen Landes ein wenig wie ein neues, gutes Buch. Man steigt ein, erhält einen ersten Einblick über Land und Leute, steigert sich dann und rundet das Ganze mit der Hauptsehenswürdigkeit ab. Schön gedacht, klappt aber nicht immer. Der holprige Einstieg in Guatemala war bereits Thema im letzten Blog, und die für uns erste Sehenswürdigkeit, die Mayastätten von Tikal, ist auch gleichzeitig eine der Publikumsmagneten des Landes. Das also zum Thema Steigerung.

Für die Detailbeschreibung des erst 1840 wiederentdeckten Areals eignen sich Reiseführer oder Wikipedia sicherlich als bessere Quellen, die ich hier gar nicht wiedergeben möchte. Während zur Zeit der Wiederentdeckung Tikals keine Wege in den Regenwald führten und den Zugang leicht gestalteten, können wir nun am frühen Morgen um 6.00 Uhr beginnend die alten Zeremonienstätten auf Waldwegen durchstreifen und uns von der Atmosphäre einfangen lassen. Die Ruinenstadt ist mit ihren steil aufragenden Tempelpyramiden die monumentalste Stätte der gesamten Mayawelt, und wir können nur erahnen, wo sich die rund 3.000 Bauwerke befinden, die sich auf einer Fläche von 16 km² irgendwo im Dschungel überwuchert befinden. Mundo Perdido, die verlorene Welt – wieder vereinnahmt von der Natur. Wir sind einfach nur begeistert.

Vom Eingangstor des Nationalparks bis zur eigentlichen Stätte fahren wir rund 17 km weit auf einer gut asphaltierten Straße durch undurchdringlichen Regenwald. Und der gewährt in seiner Weiträumigkeit der Fauna und Flora eine Üppigkeit, bei der wir uns fragen – „Tikal – wer sticht hier wen aus“. Erkunden wir die von der Unesco geschützte Mayastätte nur wegen ihrer 1.500 jährigen Geschichte? Oder aber auch wegen ihrer bestechenden Lage, eingebettet in die scheinbar intakte Natur. In der wir eine Reichhaltigkeit der Tierwelt erleben, die für uns völlig überraschend sogar inbesondere von Tierliebhabern aufgesucht werden. Es werden Vogelsichtungstouren angeboten, kleine Gruppen mit Ferngläsern in der Hand auf der Suche nach Tukanen, braunen Jays, Falken, grünen Papageien, wilden Pfauen oder der auf dem Boden herumstolzierenden Rotnackenralle. Spinnenaffen lassen sich nur selten aus der Nähe sichten, wohingegen die Weißrüsselnasenbären sich zahlreich und unerschrocken blicken lassen. Ganze Familienbanden durchströmen frühmorgens auf unserem Campingplatz den Rasen, nach Futter suchend, permanent das mit Insekten belebte Areal.

Eigentlich möchten wir nur eine Nacht bleiben und dann in Richtung Süden weiterfahren, doch Tikal hat uns in seinen Bann geschlagen. Ohne Probleme buchen wir also online eine weitere Nacht auf dem Campingplatz (ca. 12 € für 2 Personen). Und erlaufen am späten Nachmittag zum zweiten Mal die Gran Plaza mit ihren beiden dominanten Tempeln und genießen fast alleine die grauen Tempel mit ihren tierischen Bewohnern – im Einklang.

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