Wir verlassen also die Pazifikküste und die Halbinsel Osa und steuern frohen Mutes unseren Baloo in eine völlig neue Richtung innerhalb Costa Ricas, denn wir möchten gerne in die Höhenlagen dieses so vielseitigen Landes, dessen Biodiversität uns immer wieder fasziniert, besuchen. Die erste Etappe mit Übernachtung erreichen wir in Boruca, einem kleinen indigenen Dorf. Das hiesige Heimat-Museum mit seinen Masken ist nur einen kleinen Stop wert, doch vielmehr begeistert uns die Landschaft und die auf den Bergkämmen verlaufenden steilen Straßen, auf denen wir im Anschluß die Versorgungsstadt San Isidro del General erreichen.

Die kommenden 45 km haben es in sich, schrauben wir uns doch von Isidro aus in kurzer Zeit fast 2.800 Höhenmeter nach oben, eine immense Umstellung für uns, ein Kraftakt aber auch für unseren Baloo. Auf 3.451 Mettern erreichen wir am Nachmittag den Cerro de la Muerte, den höchsten Pass der InterAmericana als Teil der PanAmericana. Und plötzlich befinden wir uns über den Wolken und staunen über die Sonnenuntergänge mit Watteflausch unter uns.

Doch warum zieht es uns eigentlich in die Höhenlagen? Nun, nach Monaten in permanent warmen und heißen Regionen Zentralamerikas möchten wir gerne mal wieder kühlere Temperaturen erleben, einschliesslich in unserem sogenannten Wohnkoffer. Wir verfügen über keine Klimaanlage im Camper (zu stromintensiv), und so mussten die Kühlschränke und Elektrogeräte permanent Höchstleistungen erbringen. Selbst die Holzmöbel und die Schränke sind innen aufgeheizt und kaum noch zu kühlen. Das möchten wir, zumindest für kurze Zeit, ändern.

Desweiteren herrschen jenseits der 2.500 Meter Höhe bessere Möglichkeiten um sich zu bewegen, zu wandern und eine komplett andere, den teilweise harschen Wetterbedingungen angepassten Fauna und Flora kennen zu lernen.

Doch wir wären nicht wir, gäbe es da nicht noch einen zusätzlichen Anreiz, der uns hier in die Wolken- und Nebelwälder Costa Ricas locken würde. Wir möchten uns auf die Suche des Quetzal begeben, des seltenen und farbenfrohen Freiheits- und Göttervogels, wie er von vielen Menschen Mittelamerikas genannt und seit Jahrhunderten verehrt wird. Verbreitet ist der Quetzal durchaus vom Süden Mexicos bis nach Costa Rica, doch die Gesamtanzahl ist klein, und zudem schwierig zu entdecken in den Baumkronen. Der wilde Avocadobaum stellt mit seinen kleinen Früchten einen wichtigen Bestandteil seiner Nahrung dar, daher lohnt sich das Warten in seiner Nähe.

Und so begeben wir uns nahe des Quetzales Nationalparks in ein kleines und schmales Tal (eine echte Herausforderung für Baloo), San Gerado de Dota, um dem farbenprächtigen Piepmatz nachzustellen. Um 5 Uhr heisst es aufstehen für uns, da der Quetzal pünktlich zum Sonnenaufgang gegen 6 Uhr auftauchen kann – um sich spätestens um 7.30 Uhr wieder in die schützenden Wälder zurückzuziehen. Und das, obwohl der bestimmt keine Uhr am Handgelenk trägt.

Tag 1, ein Weibchen lässt sich blicken. Hübsch, doch der eigentliche Star mit dem bis zu 80 cm langen Federschwanz ist das Männchen, auf das alle hoffen.

Tag 2, der von uns ausgesuchte Avocadobaum bleibt unbesucht. Die professionellen Touranbieter ziehen weiter und versuchen es an anderer Stelle, wir harren aus – vergebens. Tag 3, wir können unser Glück kaum fassen, sind wir in den ersten Minuten die einzigen Birdspotter, die ein Männchen im vertrauten Avocadobaum entdecken. Ein paar Augenblicke danach gesellt sich ein Weibchen auf einen nahegelegen Ast, doch nie sitzen sie gemeinsam nebeneinander. Doch immer wieder wechselt das Männchen die Position, gelegentlich den Ast, so das sich immer wieder Chancen auf ein Foto ergeben. In der Zwischenzeit haben sich fast 50 !!! andere Besucher eingefunden und beobachten mit Ferngläsern und Kameras die beiden Göttervögel. Irgendwann, so nach etwa 45 Minuten, wird es den beiden wohl zuviel und sie flattern davon und entschwinden in die dichten Nebelwälder. Für uns heisst es glücksbeseelt – Mission erfüllt 😊.

Ach ja, und während des Suchens nach dem Quetzal kommt uns so allerlei „Beifang“ vor die Linse. Fischotter, Kolibris, farbenfrohe andere Vögelchen, ein netter Wasserfall – das Tal rund um San Gerado de Dota ist ein echtes Schmuckstück Costa Ricas.

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