Ich finde ja, das es absolut in Ordnung ist gelegentlich mal ohne eine Kamera unterwegs zu sein. Nicht immer alles muss dokumentiert und fotografiert werden, egal ob nun mit dem Smartphone, der Taschenkamera, der Drohne oder mit der Spiegelreflexkamera. Auch wenn es dann manchmal ärgerlich ist, wenn tatsächlich eine Situation aufkommt, die man gerne für sich und die Nachwelt festhalten will. Kommt vor, ist dann halt so.

Folgende Situation: Tanja und ich beginnen für die kommenden Tage eine Routine hier am Chuburna Beach, etwa 20 km westlich von Progreso, Yucatan, gelegen. Der Strand lädt zu Strandspaziergängen ein, und so verzichten wir auf Utensilien in der Hand, nehmen einander an diese und hinterlassen unsere Fußspuren im nassen Sand. Das 30 Grad warme Wasser umspült unsere Zehen und wir beobachten, wie die Sonne den Horizont des Meeres küsst. Auf dem Rückweg, wir sind fast für uns alleine, erblicken wir aus der Entfernung im Restlicht eine kleine schwarze Armada an Tieren, die über den weißen Strand in Richtung Meer strebt. Erst ungläubige Blicke, was dies denn sein kann? Krebse, vom Wind verwehte Blätter womöglich? Wir kommen näher und, nein, es sind etwa 40 – 50 frisch geschlüpfte kleine Meeresschildkröten, die nun ihre ersten Lebensschritte wagen und die Dunkelheit des Abends nutzen um im Meer zu entschwinden. Süß, niedlich, verzückend – die Superlative der Umschreibung dieser seit wenigen Minuten lebenden Geschöpfe können kaum beschreiben was wir hier gerade erleben. Der nächste Impuls – wir müssen ein Foto, ein Video machen um diesen tollen Augenblick festzuhalten, um dann festzustellen, das wir komplett blank sind. Nichts, nada, wir haben gar nichts dabei. Ein kurzes Bedauern und dann sagen wir uns, na gut, dann genießen wir es einfach für uns und hoffen auf eine andere Gelegenheit. Keine 5 Minuten später ist der Strand wie leergefegt und alle frisch geschlüpften Panzerchenträger können sich in die für sie so neuen und unbekannten Fluten stürzen.

Rund eine Woche begleitet uns ab diesem Moment unsere Kamera bei den morgentlichen und abendlichen Runden am Strand, und kein einziges Mal ergab sich eine nochmalige Gelegenheit zu solch einem Spektakel. Erst am vorletzten Tag, wir laufen frühmorgens ausnahmsweise ohne Kamera los, erblicken wir nahe unseres Baloo etwas Schwarzes auf dem Strandparkplatz. Ein frisch geschlüpftes Schildkrötenbaby findet den Weg in Richtung Meer nicht, irrt umher und suchte entkräftigt einen Ausweg. Zwei Dinge gilt es nun sofort zu organisieren … zum einen die Kamera für die Dokumentation, zum anderen eine Rettung einzuleiten und dem Meeresbewohner den Weg zum angestammten Lebensraum zu verhelfen – ab ins Meer, um dort schnell in den Wellen zu entschwinden und hoffentlich den Lebensstart noch zu schaffen. Viel Glück, kleine Tortuga.

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