Die Kröte war groß. Das kommt auf dem Bild vielleicht in seinen Dimensionen nicht so zur Geltung, doch für uns war sie groß. Und unbeeindruckt. Und stoisch. Sie sitzt da auf dem Wanderpfad inmitten des Regenwaldes rund um die Tempelanlage Yaxchilan, gelegen an einer Flussschlaufe im Grenzgebiet zu Guatemala. Sonntag morgen 9.00 Uhr und wir sind die einzigen Besucher, das scheint auch die Kröte zu wissen, gibt sie doch ihren Platz auf dem Weg nicht auf, auch wenn wir gerne vorbeimöchten. Was bleibt also übrig? Vorsichtig darübersteigen und hoffen, dass sie nicht in dem Moment ebenfalls ihre Wanderung fortsetzen möchte. Was sie offensichtlich nicht vorhat, denn wir passieren sie, ich krame das Makroobjektiv aus dem Rucksack und nähere mich von vorne. Kein Blinzeln, kein Zucken, die Kröte bleibt sitzen. Unbeweglich wie die Maya-Tempelanlage selbst in den vergangenen Jahrhunderten. Im Hintergrund röhren die Brüllaffen, Lianen hängen im dichten Dschungel von den hohen Bäumen herab, Blattschneideameisen gehen ihren eigenen unsichtbaren Weg, die mystische Stimmung ist perfekt.

Nach 2 Stunden ist unsere Runde zu Ende und wir steigen in unser gechartetes Boot, das uns in 40 Minuten flußaufwärts zurück zu Baloo in Frontera Corozal bringt, denn die Maya-Tempelanlage Yixchilan ist nur per Boot zu erreichen, eine Straße in diese entlegene Region existiert nicht. Die hohe Luftfeuchtigkeit lässt unsere Hemden am Körper kleben, die Bootsfahrt trocknet uns nur kurzfristig. Ein kühles Bad im Rio Usumacinta ist keine Option, für uns aus dreierlei Gründen. 1. Die braune Farbe ist nicht einladend, 2. Die Strömung ist tückisch, 3. Es gibt wohl Krokodile die wir nicht füttern wollen.

Da bietet sich die Weiterfahrt an zu den Cascadas Colondrina, einem Wasserfall mit Staubecken zum Schwimmen, Erholen und Abkühlen. 25 Pesos (ca. 1,20 €) Eintritt pro Person und 100 Pesos (knapp 6 €) für die Übernachtung vor Ort, das ist absolut in Ordnung. Ab 17 Uhr sind wir alleine, ich schiesse mit der Canon ein paar Langzeitbelichtungen, Tanja nennt sie gerne „Wischi-Waschi-Kitschbilder“. Doch ich mag das.

Im Kontrast präsentiert sich 2 Tage später die Tempelanlage von Palenque vor unseren Augen. Auch wenn aktuell von der riesigen einstigen Mayastadt, auf einem Berg gelegen, nur etwa 10 % ausgegraben und zu besichtigen sind, ist dieses Touristenziel mittlerweile Big Business. Ja, es gibt auch noch Regenwald drum herum, doch die Anzahl der Besucher, die fliegenden Händler entlang der Ruinenpfade zeigen uns deutlich auf, das wir hier mittlerweile einen Touristen-Hotspot erreicht haben. Palenque selbst ist beeindruckend, die Atmosphäre weniger. Doch genau dafür schauen wir gerne unterschiedliche Tempelanlagen an, um auch entsprechende Vergleichsmöglichkeiten zu sammeln. Und die Baukunst der Maya mit ihren präzisen mathematischen Berechnungen, den Palästen, Bädern, Wohnhäusern und den teilweise erhaltenen Steinmetzarbeiten ist es definitiv wert besucht zu werden.

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