Vor ein paar Tagen telefoniere ich also mit meinem Bruder in Deutschland und erzähle ihm, das wir gerade mit unserem Baloo direkt an einem lavablubbernden Vulkankraterrand parken. Sein Kommentar sinngemäß: „weniger spektakulär geht´s wohl nicht, wie?“ Und während wir so weiter sprechen, da wird mir nochmalig vor Augen geführt, mit welch einer Selbstverständlichkeit wir in den letzten Monaten entlang des mittelamerikanischen Feuerrings entlang fahren und so ständig rauchende, spuckende und perfekte Vulkankegel zu sehen bekommen. Um ein wenig zurückzurudern und aufzuklären, erläutere ich also unseren aktuellen Standort etwas detaillierter. Denn wir parken gerade auf dem gut ausgebauten Parkplatz des Parque Nacional Volcan Masaya, etwa eine halbe Stunde östlich von Managua gelegen. Die Krater sind die am leichtesten zugänglichen aktiven Vulkane des Landes und wurden bereits von den Spaniern als „Höllenschlund“ bezeichnet. Also alles ganz einfach, ungefährlich und unspektakulär.

Wir verbringen den ganzen Tag auf dem Parkplatz, beobachten wie aus dem tiefen Kessel Rauch und Dampf emporsteigt – entdecken aber keinen roten Schimmer. Es ist schlichtweg noch zu hell und zu sonnig. Eine kleine Wanderung am Nachmittag entlang des zweiten, aktuell nicht aktiven Kraters, gewährt uns tolle Blicke über die weitläufige Landschaft und lässt die Zeit bis zum Abend im Nu verfliegen. Ab 17.00 Uhr füllt sich der Parkplatz, die Abendsonne senkt sich und bald beginnt schon das Gedränge um die besten Plätze, um den leuchtenden und brodelnden Kessel zu sehen und zu fotografieren. Doch so schnell wie alles begann, so schnell verflüchtigen sich auch bald wieder die zahlreichen Besucher, und gegen 19.00 Uhr entspannt sich die Besucherlage deutlich. Nette Gespräche mit anderen Reisenden entstehen, während im Untergrund das Magma blubbert und ich genug Zeit und Muße habe mit Stativ einige Langzeitbelichtungen vorzunehmen.

Vielleicht sollte ich bei den nächtlichen Bildern des leuchtenden Rots das Narrativ des anstrengenden Aufstiegs, der gefährlichen und sulfur geschwängerten Gratwanderung zum 1000 Grad heißen Lavagestein formulieren und aufrecht erhalten, nur um die Phantasie der Abenteuerlustigen anzuheizen. Nix da. Ein Abenteuer ist der Besuch des Parque Nacional Volcan Masaya auf jeden Fall, aber ein ganz, ganz Einfaches.

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