Hier, südlich von Playa del Carmen, befinden sich eine ganze Reihe von Cenoten. Als Frischwasserreservoir wird die komplette Halbinsel Yucatan von unterirdischen Flüssen durchzogen, deren dünne kalkhaltige Oberschicht immer wieder einbricht und so kreisrunde Cenoten, genauer gesagt Grotten, entstehen. Nicht sichtbar bewegen wir uns hier auf einem der größten Bestände an Frischwasser weltweit. Wie viele Cenoten es in Summe gibt ist bis dato noch gar nicht komplett erforscht, aber die Schätzungen bewegen sich über 2.000 Stück.

Mit Stefan Ullrich, Betreiber der Tauchbasis „Cenote Adventures“, bekomme ich die Gelegenheit zumindest 6 der betauchbaren Grotten zu erkunden. Seit 20 Jahren – wir feiern gemeinsam sein Jubiläum – sind die Cenoten zu seine Leidenschaft, sein Spielplatz, sein Grunderwerb. Und natürlich kennt er Mensch, Natur und Wetter wie seine Westentasche, um die Tagesplanung entsprechend vorzunehmen. Wir meiden die Mainstream Cenoten, wie „Dos Ojos“ oder „El Eden“, da sowohl Licht wie auch Besucherstrom passen müssten – und das ist selten der Fall.

An den 3 Tagen ergeben sich natürlich viele Gelegenheiten für gute Gespräche, und so erfahre ich unter anderem auch mehr und mehr über die Gefahren, denen die Cenoten dieser Region ausgesetzt sind. Aktuell wird ein Bahnprojekt, der „Maya Train“ realisiert, um die komplette Halbinsel Yucatan mit einem Hochgeschwindigkeitszug sowie mit Güterverkehr zu erschließen. Ein Projekt, das aus wirtschaftlicher und politischer Sicht vielleicht erklärbar, für die sensible Natur über und unter Wasser jedoch mit unwägbaren Risiken verbunden ist. Denn die poröse Kalkschicht wurde scheinbar nicht flächendeckend mit einem Bodengutachten untersucht, die Vibrationen sowie die Gewichtsbelastungen durch die Zugstrecke werden einen massiven Einfluß auf die Cenoten, aber auch auf die gesamte Frischwasserversorgung nehmen.

Stefan erläutert mir, das auf Grund des langsamen Wasserflusses selbst jetzt bei einem Steinabbruch das sonst kristallklare Wasser für Tage getrübt und nicht betauchbar ist. Es ist zu erwarten, das durch den regelmäßen Bahnverkehr die historische Bedeutung der Mayastätten, die Wasserqualität, die Stabilität der Cenoten und damit am Ende als Nebeneffekt auch der Tauchtourismus bedroht ist. Vielleicht ist der Gedanke zu schwarz gemalt, doch nachdem ich die Bauarbeiten über rund 100 km auf der parallel verlaufenden Straße beobachte und durch den Regenwald eine rund 50 m breite Schneise geschlagen wurde, stimme ich Stefans pessimistischer Einschätzung zu – leider.

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