Wir wussten es ja eigentlich – der Anfahrtsweg nach Calakmul, einer der bedeutendsten Mayastätten Mexikos, könnte etwas beschwerlich werden. Wir waren gewarnt, wollten aber irgendwie nicht genau zuhören. Gelegen im Bundesstaat Campeche befindet sich diese verwunschene Anlage rund 230 km südwestlich von Chetumal, unserem letzten Standort, gelegen auf der Halbinsel Yucatan. Die letzten 60 km durch den Regenwald durchfährt man nach Verlassen der Hauptstraße auf einer teils nur einspurig zu befahrenen asphaltierten Straße. Die Nacht zuvor verbringen wir vor dem Eingangstor und unterhalten uns angeregt mit dem Wächter, der uns bestätigt das die Straße für unsere Fahrzeuggröße machbar ist. Ein paar tiefere Äste, aber das wäre ok. Das bei km 49 ein Hotel gebaut wurde und es ab Montag zu Bauaktivitäten mit Gegenverkehr kommen kann, war auch bekannt. Auch am frühen Morgen am Sonntag passieren 2 Wachposten, die uns jedes Mal die gleiche Freigabe für unseren Baloo erteilen.
Das sich jedoch die Straße ab diesem Hotel nochmalig halbiert auf ca. 2,50 m und dort für die betongegossenen neuen Wege Bewehrungsstahl in den Boden geschlagen wurde – das fiel geflissenentlich unter denn Tisch. Wahrscheinlich aus Unwissenheit. Doch wenn wir mit 2,44 m Breite selber unterwegs sind und somit nur gefühlte 3 cm links und rechts des Wegesrandes zur Verfügung stehen, dann können sich 4 km unendlich lange strecken. Und den ein oder anderen Schweißtropfen auf die Stirn produzieren. Bäume wachsen leider auch nicht immer akkurat nach oben, sondern neigen sich auch gerne mal in Richtung Fahrbahn – dort ist ja schliesslich Platz. Den gleichen, den auch Baloo mit seinen 3,65 m Höhe nutzen will.
Wie auch immer, für die 60 km Strecke benötigen wir beschwerliche 3 Stunden um unser Ziel, die riesige Mayastätte Calakmul, zu erreichen. Auf einer Fläche von rund 30 qkm gibt es wohl ca. 100 Kollosalbauten sowie etwa 5.000 Gebäude, die einst rund 50.000 Menschen Platz boten und noch lange nicht flächendeckend erforscht und erkundet wurden. Zwei der Pyramiden ragen rund 45m Meter in die Höhe und gewähren somit einen Blick über die weitläufige grüne flache Waldszenerie.
Der Besucherandrang an diesem Sonntag hält sich in Grenzen, und so genießen wir, begleitet vom Sound der Brüllaffen im Hintergrund, für fast 3 Stunden diesen magischen Ort.
Wie lange sich jedoch diese Idylle noch genießen lässt, können wir nur schätzen. Die Bauarbeiten des Hotels sowie der Bahnstation des „Tren Maya“ nahe der Hauptstraße gehen zügig voran, und in vielleicht 2 Jahren beginnt das Big Business, um Calakmul ähnlich groß zu vermarkten wie Chichen Itza oder das Pendant auf der guamaltesischen Seite, Tikal.
Wer weiß, ob dann auch noch die tollen Tierbegegnungen möglich sind, die wir nebenbei am Straßenrand erleben. Ob Fuchs, Truthahn, Tarantel, Gottesanbeterin – sie alle liefen vor meine Linse, wohingegen mit Jaguar und anderen kleinen Jägern durchaus noch andere Bewohner das weitläufige Areal durchstreifen.