Alaska lässt uns nicht los, auch wenn wir bereits seit geraumer Zeit in Kanada reisen. Der Weg in Richtung Südosten führt uns über den sogenannten Alaska-Highway. Von Whitehorse bis nach Dawson Creek, quer durch die Provinzen Yukon und British Columbia geht es also den wärmeren Temperaturen entgegen. Die zu überwindenden Distanzen erstaunen uns immer wieder, denn 2 Provinzen bedeuten für uns insgesamt über 1.400 km Fahrstrecke, 12 Tage Asphalt, 2 ungekürzte Hörbücher sowie 1 Steinschlag auf der Windschutzscheibe.
Baloo wünscht sich einen Ölwechsel, so kommen wir also in Whitehorse dem Bedürfnis nach und spendieren eine Runde, wissen wir doch, das sich ein Großteil der Passage als eher unspannend herausstellen wird. Zwischenstops, wie an der Liard Hot Spring, für 2 Tage gewähren den manchmal reisemüden Knochen die ersehnte Erholung. Zumal die Schwefelquelle mit angegliedertem Campground uns bei 36 bis zu 50 Grad Celsius ziemlich kräftig zum Schwitzen bringt. Fühlt sich auch fast wie ein Ölwechsel an.
Tiersichtungen und -fotografie stellen sich an manchen Tagen als gar nicht so einfach heraus, wollen wir doch auf der einen Seite langsam fahren, ohne jedoch darauf zu verzichten etwas Strecke zu machen. Doch fast jedes Wildtier ist für uns ein Grund zum Anhalten, und wenn dann noch ein seltener Silberfuchs, ein Himbeeren futternder Schwarzbär, salzleckende Dünnhornschafe (stone sheep) und Bisons entdeckt werden, entschädigt dies für die vielen km durch Wald und Flur.
Landschaftlich wechselt die Szenerie, und die Bergpassagen des Muncho Lake Provincial Parks lassen uns frohlocken. Wie mit dem Schneebesen durch das Wasser gezogen sorgen die aufgelösten Kalkpartikel im Bergseewasser für eine Aquamarinexplosion, eiskalt zu geniessen am besten mit den Füßen im Wasser, zu fotografieren ideal aus der Luft.
Als wäre dies noch nicht genug, stoppen wir für die nächste Nacht am Summit Lake, einem auf rund 1.200 m Höhe gelegenen Bergsee. Mitternacht, ein Blick aus dem Fenster, und unsere Hoffnungen wurden erfüllt. Denn für die kommende Stunde erblicken wir die ersten Nordlichter des Jahres für uns, tanzt der Sonnensturm langsam und gemächlich über dem See gespiegelt am Firmament.
Lehrreich und herzlich unterhaltsam wird es am Luhu Lake und am folgenden Tag in Fort St. John, lernen wir doch Ed und Roslyn kennen. Die beiden befreundeten Mitglieder der hiesigen First Nation Community umsorgen die Wälder, engagieren sich für den Wildtierbestand, besitzen die Erlaubnis zum Jagen und Fallenstellen – und kennen die besten Plätze für wilde Himbeeren und Huckleberries, eine Art wilde Heidelbeeren. Rund 1,5 kg der leckeren Beeren wanderten dank ihrer Hilfe in die Sammelschüssel – und anschliessend in unsere Mägen. Mit Ed ging es dann am Folgetag in Fort St. John auf die hiesige „North Peace Fall Fair“, eine Leistungsschau für Rinder, Pferde, Gemüse – und Unterhaltungshöhepunkt des Jahres. Für uns definitiv ein ungewöhnlicher Einblick in die kanadische Landkultur, und gemeinsam mit Ed gab´s auch noch ein kleines Preisgeld beim Hufeisenwerfen. Nur beim Hühnerkackenbingo (Chicken Poop Bingo) waren bereits leider alle Tickets ausverkauft – da hätten wir als ahnungslose ausländische Besucher womöglich auch noch gewonnen.