Als Langzeitreisender freut man sich tatsächlich über diese kleinen kulinarischen Oasen aus dem eigenen Lande, wenn man plötzlich unverhofft auf Semmelknödel und Kässpätzle trifft. Wenn man nur 3 oder 4 Wochen in einem Land reist, möchte man natürlich gerne die lokalen Spezialitäten kennenlernen, auch gerne mal etwas Ungewöhnliches. Doch im Gegenzug wissen wir nun nach ein paar Jahren es durchaus zu schätzen, wenn selbst gemachte Nudeln auf dem Teller landen und ein kleines Stück Heimat den Gaumen verwöhnt. Und genau das passiert uns in Valparaiso, an der Küste Chiles gelegen.
Die Hafenmetropole gilt als „krass kriminelles Pflaster“, zumindest in manchen Stadtteilen. Wir erkundigen uns im Vorfeld über die No-Go-Areas, konzentrieren uns bei unserem Besuch auf die beiden Stadtteile Conception und Bellavista. Zumal sich hier auch die interessanten Straßenzüge von Valparaiso befinden.
Zu dritt ziehen wir für 2 Tage durch die Gassen, denn wir haben noch unseren langjährigen Reisefreund Adolf mit uns. Wir trafen Adolf mit seinem Unimog bereits 2020 auf den Färöer-Inseln und Island, dann wieder in Europa, zuletzt vor 2,5 Jahren in Dawson City / Nordkanada. Und nun wieder hier, auf der südlichen Halbkugel in den Weiten Chiles feiern wir gebührlich unser Wiedersehen für einige Tage und klappern gemeinsam die Hafenstadt mit seinen anspruchsvollen Hügeln ab.
Cerro Conception gilt als künstlerischer Hotspot, die Murales (Wandbilder) ziehen Tausende von Touristen an, die durch die Altstadt schlendern und sich nicht nur am Wochenende von den farbenfrohen Gemälden inspirieren lassen. 2003 hat die Unesco die Altstadt unter Schutz gestellt, was in Anbetracht von Feuersbrünsten und Erdbeben in den letzten Jahren durchaus sinnvoll erscheint.
Der Weg von der Hafenstraße hinauf ist steil, dank verschiedener historischer Aufzüge, ca. 120 Jahre alt, die für kleines Geld (ca. 0,10 € je Fahrt) im 3-Minutentakt pendeln, wird der Höhenunterschied aber leicht gestaltet und zum tollen Rundum-Erlebnis. Es bleiben uns noch genug Treppen und Aufstiege für die restliche Zeit erhalten, und als wir an der Aussichtsplattform „Paseo Atkinson“ ankommen, blicken wir auf ein niegelnagelneues Schild, „Marion Café Alemán“. Selbst gemachte Kuchen mit Erdbeeren, Heidelbeeren, etc. lachen uns an – und wir sind schnell überzeugt genau hier einen Pausensnack einzunehmen. Wir erfahren, dass Marion ihr B&B mit angegliedertem Café erst vor 6 Wochen eröffnete und dank der prädestinierten Lage bereits guten Zulauf erfährt. Verständlich, denn die Kuchen sind zum Niederknien lecker, und so werden wir noch 2 weitere Male hier unsere Rast einlegen – Semmelknödel und Kässpätzle werden als Tagesmenü angeboten und mit Bier und selbstgemachtem Saft hinuntergespült. Marion hat ihr Metier von der Pike auf gelernt, und das merkt man auch an den kleinen Details, die liebevoll im ganzen Haus verteilt sind und sich auch in ihrem Service widerspiegeln. Sollten sich jemals wieder unsere Füße nach Valparaiso verlaufen, dann ist ein Zwischenstopp bei Marion obligatorisch.