Schein und Sein liegen so manches Mal eng beieinander, verwoben von Geschichten und Legenden, ergänzt mit kleinen und großen Flunkereien, um den Touristen mit seinem losen Geldbeutel bei Laune zu halten. Der Titicacasee (ausgesprochen Titichacha) lebt von dieser Einzigartigkeit, geographisch wie auch geschichtlich. Etwa 13 mal so groß wie der Bodensee, ca. 250 Meter tief und auf 3.850 Metern Höhe gelegen lassen den See weltweit einzigartig vor sich hin dümpeln. Die Uros, seit Jahrtausenden Bewohner des Sees, konnten sich durch ihre Schilfinseln stets vor den Inkas und Spaniern auf dem Wasser schützen und so ihre Lebensweise aufrecht erhalten.

Wir erhalten den Kontakt zu Yordi, einem der lokalen Guides, und fahren mit ihm und Mama Rosa auf dem Boot zu einer von ca. 120 Schilfinseln, um das Leben und Treiben ein wenig kennenzulernen. Anhand einer Schautafel und einer kleineren Schilfpyramide erläutert Yordi uns ein wenig die Geschichte sowie die typische Bauweise der Schilfinseln. Vier Familien leben wohl auf diesem kleinen Eiland in diversen Hütten, deren Untergrund durch die eigenen Schritte federn und sich immer wieder nach unten begeben.

Und je länger wir uns auf der kleinen Insel bewegen, umso mehr zweifeln wir ehrlich gesagt an der Authentizität all der Erzählungen. Denn auch wenn vielleicht 4 Familien hier einst lebten, so zeugen fehlende Kleidung, Lebensmittel in der Küche und sonstige tagtägliche Utensilien davon, dass hier in Wirklichkeit nur eine Scheinwelt für Touristen aufrechterhalten wird. Ja, natürlich befinden sich ein paar Kinder und Erwachsene zum Auswechseln des Schilfs vor Ort, doch ein wirkliches Leben findet hier unserer Ansicht nach nicht mehr wirklich statt, entgegen Yordis Behauptung. Interessierte Besucher können ggf. sogar auf den Inseln übernachten, auf uns wirkt das Ganze eher wie eine Massentourismus-Gelddruckmaschine.

Würde man mit den Touristen ehrlicher umgehen und auch kommunizieren, dass es sich hier eigentlich um ein lebendes Freilichtmuseum handelt, dann fällt die Entscheidung, ob man sich darauf einlässt und die Inseln besucht, deutlich einfacher. Doch so hinterlässt, zumindest bei uns, der Besuch der peruanischen Seite des Titicacasees einen etwas faden Beigeschmack. Würden wir die Extraschleife zum Titicacasee deswegen nochmalig anstreben? Wahrscheinlich nicht, auch wenn die Einblicke in das Leben der Uros unseren Horizont etwas erweitert haben.

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