Silvia, oh Silvia
wir sind zu deinem Markttag da
und staunen über blaue Röcke
mit Hut ergänzt auf deinem Köppe
Silvia, oh Silvia
Dienstags kommen alle gern aus fern und nah
Zum Kaufen, Tratschen, fleißig handeln
Kontakte pflegen, gar anbandeln.
Keine Sorge, ich möchte hier kein Gedicht auf andere Frauen anstimmen, die denn zufälligerweise Silvia heißen. Doch bei solch einem netten Ortsnamen, da bietet es sich förmlich an den ein oder anderen Reim zu bilden. Silvia, ein Bergstädtchen, etwa 40 km östlich der Bezirkshauptstadt Popayan gelegen, ist für seinen Dienstagsmarkt über weite Grenzen hin bekannt. Dies nicht nur wegen der pittoresken Lage der Kirche inmitten des Dorfes, umgeben von lieblichen Berghängen, sondern auch wegen seiner indigenen Gemeinschaft, der Guambianos, die es über die Jahrhunderte geschafft haben sich einige ihrer Traditionen zu bewahren.
Männer wie Frauen scheinen sich optisch die schwarze Melone als Hut zu teilen, auch im braunen Lederschuhwerk ist man sich gerne einig. Während Frauen sich üblicherweise einen blauen Poncho mit pinkfarbenen Nähten überwerfen und dies mit einem schwarzen Rock ergänzen, dreht sich das Farbenkarussell bei den Männern in die andere Richtung – hier ist der Blaurock ein Hingucker, Mann zeigt Bein. Gerne noch mit rotem Schal locker über die Schulter geworfen – und das Outfit der Guambianos ist komplett.
Längst nicht alle Marktteilnehmer sind in diesen klassischen Farben unterwegs, für viele der Marktverkäufer wäre dies wahrscheinlich zu unpraktisch. Denn was wird nicht alles angeboten, um das Herz der Dienstagsbesucher zu erfüllen. Frisches Gemüse, leckeres Obst der Saison, wie z.B. Blaubeeren oder Brombeeren, aber auch zahlreiche verschiedenen Kartoffelarten, deren Vielseitigkeit und Farbenfrohheit wir staunend zur Kenntnis nehmen. Kleidung, Kopfkissen, Werkzeugbedarf – fast alles an täglichem Bedarf wird angeboten und gekauft. Nur wenige der Besucher vom Land können sich ein eigenes Auto leisten, entsprechend wird der offene Überlandbus ohne Fensterscheiben mit seinem stabilen Dach und dem geräumigen Heckträger zum öffentlichen Transportgefährt. Und während sich ab der Mittagszeit die älteren Besucher zahlreich auf der Plaza zum Schwatz und Informationsaustausch versammeln, verladen die kräftigeren Marktbesucher ihre Einkäufe fest verschnürt für die Rückreise.
Trotz der vielen Besucher am späteren Vormittag wird es für uns nicht unangenehm voll, im Gegenteil, der ganze Betrieb verläuft unspektakulär und unaufgeregt – und so füllen auch wir unseren Rucksack und erfreuen uns an den kleinen und großen Errungenschaften.
Silvia, oh Silvia
Arándanos gab´s auch, na klar
Und Tanja muss nicht lang suchen
Am Ende gab es – Blaubeerkuchen 😊