An den Komfort, immer mit dem eigenen Haus unterwegs zu sein, haben wir uns schon ziemlich gewöhnt. Jederzeit können wir uns umziehen, wenn uns zu kalt oder zu heiß ist, die Toilette benutzen, etwas zum Essen oder Trinken zubereiten oder auch eine kleine Pause auf dem eigenen Sofa einlegen.

Von Cuenca aus haben wir uns nun aber entschlossen, einen Tagesausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Angriff zu nehmen und unseren treuen Baloo auf dem Campingplatz zurückzulassen. Scheint trivial, doch wir wollen 3 Dörfer, mindestens 5 Sehenswürdigkeiten und insgesamt rund 120 km zurücklegen. Ein kleines Abenteuer im Rahmen unseres großen Abenteuers.

7.30 Uhr am Morgen, und wir gehen also zur Straßenbahn, um dann im Anschluss den zentralen Busbahnhof zu erreichen. Mit 2 Dollarstücken in der Hand vor dem Ticketautomaten stellen wir fest – kein Ticketservice aktuell verfügbar. Na das geht ja gut los. Also die Straßenseite gewechselt und an der Busstation mit einem wartenden Fahrgast abgeklärt, dass wir auch mit dem Bus Nr. 7 unser Ziel erreichen können. Überall in Ecuador konnten wir bisher unsere Busfahrten bar bezahlen. Im modernen Cuenca jedoch nicht, der Busfahrer der Linie 7 möchte nur eine Bezahlkarte am Einstieg sehen. Mist. Doch Glück im Unglück, eine andere Miteinsteigerin im Bus, Veronica, erklärt sich spontan zur Hilfe bereit und bezahlt uns einfach unseren Boleto, 0,30 USD für jeden. Und wehrt sich vehement, als ich ihr das Geld in die Hand drücken möchte. Wir sind mal wieder begeistert von der Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft.

Und so geht es also weiter in Richtung Gualaceo, hier stoppen wir unterwegs nach ca. 35 Kilometern an einem Webermuseum, um dann im Anschluss mit einem Überlandbus den „Garten von Azuay“, wie Gualaceo liebevoll genannt wird, zu erreichen. Ein Rundgang über den Kirchplatz am Sonntag sowie durch ein paar markante Straßen, und weiter geht’s mit dem Sammeltaxi nach Chordeleg, welches für seinen Silberschmuck in den kleinen Läden in den schmucken Gassen bekannt ist.

Von hier aus wird es ein wenig schaukeliger, erreicht uns doch nach 20 Minuten Wartezeit am Straßenrand ein betagter Überlandbus, mit dem wir uns die Serpentinen nach oben schrauben, zu unserem letzten Ort, Sigsig genannt. Ein kleiner Würgereflex durch die scharfen Kurven wird aktiviert. Das historische Zentrum, auf rund 2.500 Metern Höhe gelegen, wurde zum nationalen Kulturerbe ernannt. Auf uns wirkte es nun nicht sonderlich atemberaubend, doch die etwas außerhalb des Ortskerns gelegene ehemalige Hutfabrik war im Nachgang sicherlich einen Stopp wert.

Ein Sammeltaxifahrer sah in uns die Chance sein Sonntagsgehalt aufzubessern und brachte uns für größeres Geld auf kleinerer Strecke zurück zum Busbahnhof von Sigsig. Angereichert mit Eindrücken lassen wir uns in die Sitze des Busses fallen, um dann erstaunt festzustellen, dass die Rückfahrt nach Cuenca zum erweiterten Sightseeingprogramm mutiert, da gefühlt jede kleine Nebenstraße des Gebirges abgeklappert wird. Doch nach gut 2 Stunden für die restlichen 60 km erreichen wir den Zentralbusbahnhof am späten Nachmittag. Und hier funktioniert auch mittlerweile die Ticketbox der Straßenbahn, so dass ich nun endlich die 2 Dollar loswerden kann, die ich seit 7.30 Uhr am Morgen in der Hosentasche klimpern höre.

 

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