Es gibt Dinge, die eigentlich schon in der Kindheit immer beliebt, aber nicht erlaubt waren. Auf einem Holzstuhl zu sitzen, nach hinten zu kippen und gelegentlich zu wackeln. Und dann gab es den tadelnden Aufruf der Eltern dies sein zu lassen. Doch warum eigentlich? Steht die Befürchtung im Raum das der Stuhl leidet, ich hinten runterfalle und mir den Hinterkopf anschlage? Wie auch immer, hier, im kleinen Städtchen Jardin, gelegen in den nördlichen Anden, ist das Kippen des Barstuhls hoch offiziell erlaubt und wird von jedermann zelebriert. Und niemand kommt um die Ecke und beschwert sich darüber – nein, es wird gemeinsam und gemütlich hinten an die Wand oder die Mauer gelehnt und gechillt.

Und Chillen ist notwendig bei all den Aktivitäten, die es hier rund um Jardin so gäbe. Drachenfliegen, Mountainbiketouren, Reitausflüge – alles möglich. Wir begnügen uns mit ausgiebigen Wandertouren, die uns immer wieder Ausblicke auf die Stadt mit seiner dominanten Kirche, der Basilica Menor La Inmaculada Concepción, ermöglichen. Die Lage mit seinen Kaffeeplantagen und Bananenstauden dazwischen ist schlichtweg eine Augenweide.

Für uns steht jedoch noch ein ganz anderer, toller Wunsch auf der Liste, die Sichtung und Fotografie des leuchtend roten Andenfelshahns. Dieser Vogel mit seinem markanten Punkerschopf findet in schmalen Canyons mit Steilhängen und nahrhaften Regenwäldern optimale Nestbedingungen, und hier in Jardin kommen alle Voraussetzungen zusammen. Weit verbreitet in den mittleren Lagen der nördlichen Anden lässt sich der „Gallito de roca“, nur wenige Gehminuten vom Zentrum Jardins entfernt, hervorragend beobachten und fotografieren. Jetzt, in der Nebensaison, finden sich nur ein paar der Vögel ein, doch bei unserem zweiten Besuch keifen und streiten sich die Männchen um die in der Nähe sitzenden, mit einem etwas dunkler gefiederten Körper bestückten, Weibchen. Und wir genießen das Spektakel vom späten Nachmittag bis zum Verschwinden des letzten Sonnenstrahls am Abend.

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