Nun ist es also soweit. Wir beginnen auf den Spuren der Inkas zu wandeln. Genauer gesagt erst einmal auf den vorauseilenden Fußstapfen der Kañaris, einem klugen Volk, das um 1450 bereits erkannte, dass sie gegen die Inkas keinen Widerstand zu leisten haben. Also gingen sie eine strategische Partnerschaft ein und überlebten auf diese Weise. Ingapirca stellt heute, knapp 600 Jahre danach, die bedeutendste Inka-Stätte Ecuadors dar, auch wenn nur noch ein paar alte aufeinander gesetzte Steine von deren Existenz Zeugnis ablegen.
Die zentrale Kultstätte der Kañari, ein Sonnentempel, weist eine Vielzahl von astronomischen Besonderheiten auf, die uns als Besucher schier ins Staunen versetzt. Sonnenuhr, Mondkalender, das Interpretieren der Sterne mit verblüffender mathematischer Präzision gehörte bereits zum Wissen der alten Völker. Das auch der sogenannte Inkapfad, ein sich durch die Anden ziehendes Post- und Informationssystem, hier anknüpft, versteht sich dann schon fast von selbst.
Unser Guide führt uns rund 1 Stunde mit allerlei Erklärungen und Wissen durch die auf mehreren Hügeln liegende Anlage, und füttert uns mit all den oben beschriebenen Informationen.
Es ist morgens 9.00 Uhr, und gemeinsam mit einem Radreisenden schlendern wir also zu viert auf den für uns vorgesehenen Pfaden. Und plötzlich schauen wir uns um und sehen – im Gegensatz zu anderen Gärtnerbrigaden von Museumsanlagen – die Rasenmäherkolonne. Hier müssen wir mit Sicherheit nicht mit knatternden Motoren rechnen. Denn in Ingapirca setzt man bewusst auf tierisch gute Rasenpflege. Eine kleine Gruppe von Alpakas spurtet übers Gelände und alle suchen sich die saftigen Grashalme, während wir mit Geschichtsunterricht gefüttert werden. Zu gerne lassen wir uns ablenken und schmunzeln, wie ein einzelnes Tier sich auf den nahegelegen Felsen schwingt und wohl denkt: Ich bin der König der Welt.
Selten waren Ruinenbesichtigungen für uns so unterhaltsam, und wir sind froh diese Extraschleife auf dem Weg nach Cuenca unternommen zu haben.