Und so stolpern wir also völlig unvermittelt in unsere erste Stierkampferfahrung. Und das in Ibarra/Ecuador. Doch wie kommt das alles zustande?
Wir parken also für 3 Tage bei dem Australier Graham und seiner ecuadorianischen Frau Amalia im Garten und erkunden vormittags die Stadt Ibarra. Sonntags erscheint der historische Teil der Stadt ruhig und beschaulich, schon fast ein wenig langweilig, da fast alle Geschäfte geschlossen sind. Doch nur ein paar hundert Meter weiter auf dem Markt pulsiert das Leben, und wir nutzen gerne die Gelegenheit ein paar Vorräte mit aufzufüllen.
Zurück im Camper schlägt Graham vor gemeinsam am Nachmittag die hiesige Stierkampfarena zu besuchen, findet doch heute, am Sonntag, eine Veranstaltung statt. Eine Stunde Pause und es geht wieder los – und plötzlich schauen wir wie alle anderen Besucher den testosterongesteuerten Jugendlichen zu, wie sie sich mutig den Hörnern der Jungbullen entgegenstellen. Manche mit rotem Tuch unterwegs, andere laufen den Stieren entgegen um sie zu provozieren und ihr Machodasein zu präsentieren. Es herrscht Volksfeststimmung, begleitet von schmissiger Paso Doble Musik.
Das geht so eine Stunde, dann betreten drei „echte“ Toreros und ein Junior die Arena. Der Junior beherrscht das Posing bereits wie ein Großer, er weicht geschickt dem Jungstier aus und bietet eine gelungene Vorstellung.
Was bei der nächsten Runde des erwachsenen Toreros passiert, das überrascht uns alle. Denn als der Torero mit 2 Banderillas kommt, kurze bunte Spieße mit scharfen, spitzen Klingen mit Widerhaken zum Aufstacheln des Stieres, und diese in den Rücken des Bullen setzt, da ertönen massenweise Buhrufe des Publikums, die diese nicht familientaugliche Prozedur keinesfalls gutheißen. Zum Glück bleibt nur eine Banderilla im Rücken hängen, und auch diese fällt nach kurzer Zeit auf den Boden. Und so bleibt es bei einem munteren Schaukampf, der letztendlich keine Verletzten bei Mensch oder Tier zurücklässt.
Es ist für uns unsere erste Stierkampferfahrung, unterhaltsam, wenn auch mit verständlicherweise zweifelhaftem Hintergrund. Doch gewährt uns dieser Nachmittag einen ersten kleinen Einblick in das Leben der Ecuadorianer.