Wer wissen möchte, was es denn in Argentinien mit der Leipziger Ingenieurskunst auf sich hat, der darf diesen Text gerne bis zum Ende lesen – es lohnt sich.
Doch bis dahin sind bereits bei uns wieder ein paar Reisetage vergangen, und wir fangen bereits jetzt an, Argentinien uns seine Natur zu mögen. Denn kleine, eher unbekannte Felsformationen, wie der „Cerro siete colores“, der Hügel mit den sieben Farben, lassen sich sowohl vom Boden aus wie auch aus der Luft hervorragend bestaunen. Das kleine Video spricht für sich, oder? Nur einen gefühlten Steinwurf entfernt, tatsächlich sind es gerade mal 7 km nördlich, winden wir uns in das kleine Tal und kraxeln entlang des Cerro Alcazar. Auch hier weilen wir alleine und lassen unseren kleinen Fotohelfer aus der Luft kreisen.
Nicht immer läuft es so, wie wir uns das beim Reisen und beim Lernen neuer Kulturen vorstellen. Gelegentlich wägen wir selbstverständlich ab, wieviel ist uns der Besuch einer Sehenswürdigkeit auch finanziell wert. Denn mit der Zeit werden wir, dank unserer umfangreichen Reiseerfahrung, wählerischer. Der Talampaya Nationalpark, gelegen in der Region La Rioja, mit seinem wohl imposanten Canyon ist solch ein Fall. Ausgestattet mit einem Nationalpark-Jahrespass sparen wir uns den Tageseintrittspreis von umgerechnet 50 Euro pro Person, im Eintritt ist eine kleine Tour mit dem Minibus zum Eingang des Canyons mit Sichtung von indigenen Felsritzungen enthalten. Als einzige Besucher an diesem Nachmittag war die Rundtour nach 45 Minuten zu Ende. Wer den Rest des Nationalparks sehen will, ist gezwungen eine organisierte Tour zu kaufen, die nochmals mit ca. 70 – 100 € zu Buche schlägt; pro Person selbstverständlich. In Anbetracht der Vielfalt der Naturschönheiten in unmittelbarer Umgebung des Parks verweigern wir uns gerne dieser Abzocke und lenken unseren Baloo in Richtung Chilecito, denn dort erwartet uns ein bautechnisches Highlight.
Chilecito, benannt nach seinen aus Chile eingereisten Bergarbeitern, gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der wichtigen Goldabbaugebiete Argentiniens. 1903 bis 1904 wurde die Materialseilbahn „Chilecito-La Mejicana“ gebaut, die mit 35 km Länge und einem überwundenen Höhenunterschied von rund 3.500 Metern weltweit einzigartig war. Das Bergwerk „Mina la Mejicana“, gelegen auf rund 4.600 Metern Höhe, konnte so kommerziell ausgebeutet werden. Gebaut und konstruiert wurde die Seilbahn, und hier kommt nun Leipzig ins Spiel, von der deutschen Firma Adolf Bleichert & Co., die von der argentinischen Regierung den ungewöhnlichen Bauauftrag erhielt. Wer sich im Detail dafür interessiert, dem empfehle ich gerne die Beschreibung auf Wikipedia hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Materialseilbahn_Chilecito-La_Mejicana
Wir übernachten ruhig und beschaulich an der Seilbahnstation Nr. 2, überblicken die Trasse hinunter nach Chilecito und staunen, wie sich die mittlerweile verrosteten Seile entgegengesetzt bergaufwärts im Nichts verlieren. Wir sind beeindruckt.