Der Touranbieter Orca, beheimatet an der chilenischen Küste im kleinen touristischen Ort Caleta Chañaral, bietet eifrig Inselbesuchstouren mit dem Boot an. Offiziell werden sie scheinbar nicht Walbeobachtungstouren genannt, doch eigentlich möchte man sich auf diesen Schwerpunkt konzentrieren. Wahrscheinlich kommt das bei den zahlenden Touristen besser an. Dabei wird die vorgelagerte Isla Chañaral, zum Humboldt-Pinguin-Nationalreservat gehörend, als Endziel angesteuert. Und die lohnt sich, trotz des manchmal schaukeligen Seegangs, unbedingt.
Während unserer rund 2,5 Stunden dauernden Bootsfahrt bekommen wir auf der Hinfahrt so 3-4 Finnwale zu sehen. Wobei „sehen“ schon eine grenzwertige Formulierung ist, bleibt der Wal zu 95 % unter Wasser und nur 5 % Flosse auf dem Rücken werden sichtbar außerhalb des Wassers (und das nur für wenige Sekunden). Da muss man sich schon ziemlich aus dem Fenster lehnen, um tatsächlich von Whalewatching zu sprechen. Doch auch wenn es nur jeweils für kurze Zeit möglich wird die grauen Riesen der Meere zu erhaschen, glücklich macht es trotzdem. Fototechnisch eher unspannend, doch live immer wieder ein tolles Erlebnis.
Ganz anders ein paar Minuten später vor der Küste der Isla Chañaral, bietet uns eine fröhliche Schule Delfine ein munteres Spektakel. Ausgelassen springen und hüpfen die Meeressäuger rund ums Boot herum und sorgen für allgemeine gute Laune. Untermalt von den Grunz- und Quiekgeräuschen der Mähnenrobben und Seelöwen an der Steinküste, umflattert von Seemöwen, Kormoranen und peruanischen Tauchsturmvögeln können wir eine ziemlich intakte Tierwelt erleben. Humboldt-Pinguine lassen sich nur vereinzelt blicken, sind sie jedoch recht schwer auf die Distanz hin zu erspähen.
Die schroffe Felsenküste wird von immer wieder anrollenden Wellen überspült, für Forscher und Mitarbeiter des Reservates gibt es nur einen einzigen beschwerlichen Aufstieg auf das rund 70 Meter hohe Inselplateau, was auch gut so ist, verbleibt die Insel gemeinsam mit den beiden Nachbarinseln Isla Choros und Isla Damas so als schützenswertes Reservat leichter erhalten. Und der Mensch kann nur Beobachter von außen bleiben, sitzt in seinem wackeligen Boot und bekommt vielleicht in dem 6 km breiten Kanal zwischen Festland und Insel den ein oder anderen Moby Dick zu sehen.