Billy Barker war ein glücklicher Mann, zumindest zeitweise. Denn nach ihm wurde der in den Columbia Mountains gelegene Ort Barkerville benannt. Diese Ehre bringt zwar kein Geld, doch das hatte er schliesslich genug. Denn alleine in seinem sogenannten Claim, dem ihm zugewiesenen Goldschürfdistrikt, wurden über 1.000 kg Gold gefunden – der Goldrausch begann und wurde in den kommenden Jahren trotz der widrigen Arbeitsverhältnisse immer weiter fortgeführt. 8-9 Monate Winter und Schnee, eiskaltes Bachwasser, ruppige Umgangsformen sowie ein schneller Colt an der Hüfte gestalteten das Leben nicht gerade einfach. Ein Feuer zerstörte das Dorf schon kurz nach Gründung und wurde kurzerhand wieder aufgebaut, und noch heute erzählen die Häuser mit ihren original erhaltenen Details die Geschichte von einst.

 

Nicht alle Geschichten in einem Blogbericht kreisen sich immer nur positiv um die eigenen Erlebnisse, auch erzählt die Straße ihr manches Mal trauriges Schicksal. Unser Weg führt uns gen Westen auf dem Yellowhead Highway 16, Beiname „Highway of Tears“, die Straße der Tränen. Seit den 1970er Jahren verschwanden zahlreiche Menschen, insbesondere indigene Mädchen und Frauen, auf diesem rund 760 km langen Straßenabschnitt zwischen Prince George und Prince Rupert. Rund 40 Opfer von Gewaltverbrechen konnten gefunden und identifiziert werden, einige werden bis heute vermisst. Doch warum gerade auf dieser entlegenen Strecke? Lokalen Berichten zufolge zwingt die Armut einige Menschen zum Hitch-hiken, da öffentlicher Transport kaum vorhanden ist und somit die Fahrt per Anhalter die einzige Alternative darstellt. Mittlerweile ist in der Region das Mitnehmen von Daumenstreckern mit großflächigen Schildern untersagt. Trotzdem konnten auch wir immer wieder, sowohl Männer wie auch Frauen, Wartende am Straßenrand beobachten.  

 

Den Menschen der first Nation wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte nicht immer fair mitgespielt, wie wohl allgemein bekannt ist. Der Erhalt der eigenen Identität, ihrer indigenen Herkunft, stellt jedoch für sie natürlich eine wichtige Rolle dar. Die alte Handwerkskunst des Schnitzens von Totempfählen ist für uns als Reisende hier in British-Columbia sichtbar und allgegenwärtig. In Orten wie Hazelton, Kitwanga und Kitwancool werden gleich eine Vielzahl von historischen Totempfählen präsentiert. Die Geschichten auf den Totempfählen werden von unten nach oben erzählt, verweisen auf die Ahnen, auf den eigenen Clan. Verliert sich die dahinterliegende, von Mund zu Mund erzählte Geschichte, kann man nur versuchen die einzelnen Figuren zu deuten. Die klassischen und wiederkehrenden Motive Donnervogel (erzeugt Donner und Blitz), Sonne (Beschützer der Erde bei Tag), Adler (steht für Kraft, Macht, Ansehen, Frieden), Biber (Familie, Natur, Zielstrebigkeit) oder auch Bär (Beständigkeit, Ausgeglichenheit) können wir interessanterweise in ähnlicher Interpretation auch in unserer westlichen Welt wiederfinden. Wieder was gelernt heute.

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