Auf dem Gemeindegebiet des kleinen, beschaulichen Örtchens La Playa de Belén, gelegen in den östlichen Kordilleren der Anden, befindet sich ein Juwel, ein Kleinod der besonderen Sorte. Denn mit gerade mal 640 Hektar Größe ist der Área Natural Única Los Estoraques einer der kleinsten Naturparks Kolumbiens. Markante Steinsäulen, auch Hoodoos genannt, prägen das Landschaftsbild und lassen uns verzaubern.
Der Wanderweg ist einfach und in 1,5 Stunden zu erlaufen, und wie kleine Ameisen kommen wir uns vor, wenn wir zwischen den Steinformationen marschieren und stets aus neuen Blickwinkeln die aus Erosionen entstandenen und rötlich gefärbten Gebilde erkunden.
Es ist in Summe nicht viel los in dieser Jahreszeit, und für kleines Geld können wir auf dem Parkplatz des Nationalparks übernachten und für 3 Nächte die fantastische Ruhe genießen, welche unsere Umgebung hier ausstrahlt. Das schnuckelige Örtchen La Playa de Belén ist nur wenige Gehminuten entfernt, und auch hier bekommen wir mit der präsenten Kirche am Marktplatz, den auf einem Hügel gelegenen Friedhof und in einiger Entfernung einst angelegten Pinienwald allerlei Abwechslung geboten, um die friedliche Kulisse auf rund 1.100 Höhenmetern zu Fuß zu genießen. Die Kolumbianer hier sind wieder herzlich, und ein freundliches „buenos tardes“, ergänzt mit einem Lächeln, am Nachmittag auf der Straße erfreut uns immer wieder. Wir sind Touristen, ja, doch immer wird uns stets das Gefühl vermittelt willkommen zu sein – sehr, sehr angenehm.
Die Fahrstrecke zum nächsten Ziel, dem Chicamocha Canyon, verlangt uns so einiges ab. Rund 300 km gen Süden gilt es zu fahren, vorbei an der Großstadt Bucaramanga, und rund die Hälfte der Fahrstrecke schlängelt sich auf Bergpassagen, die von LKW´s dominiert werden. Gefühlt gibt es mehr Trucks als PKW´s auf dem Asphalt, denn ein Großteil der kolumbianischen Bevölkerung ist auf 2 Reifen unterwegs. Mopeds sowie Motorräder prägen das Geschehen, was es für uns als großer Camper nicht immer einfacher macht. Die großen 40Tonner schleppen sich die Berge hinauf, die kleinen Laster suchen die Lücken zum Überholen, und die Mopeds suchen sich wiederum die Lücken dazwischen. Mit Pausen erreichen wir nach knapp 10 Stunden Fahrt unser Ziel, und wir blicken hinab in den zweitgrößten Canyon der Welt. Wow – was ein Anblick sowohl im Abendlicht wie auch am kommenden Morgen. Chicamocha bedeutet im Übrigen in der Guane-Sprache „Silberfaden in einer Vollmondnacht in der Bergkette“. Jetzt wissen wir das auch – wozu Wikipedia nicht alles gut ist 😊.